WUNTUS 2025: Ein leiser Blick auf das, was noch werden darf

Kein Fazit, kein Ziel – nur ein Sortieren der inneren Landkarte, bevor das Jahr ausrollt.
Was ich mir noch wünsche, bevor das Jahr zu Ende geht
84 Tage Aufmerksamkeit statt Absicht
Zweites Mal Want-to-Liste.
Oder Wanna-to-Liste.
Oder einfach WUNTUS.
Und doch ganz anders.
Nicht bilanziert, sondern beobachtet.
Das Jahr läuft aus, ich nicht.
Es geht um die Frage, wohin meine Energie und Blickkraft jetzt gehören.
Ich schreibe, um meinen Blick für den Rest des Jahres zu verankern.
Ich mag keine Listicles. Sie erinnern mich zu sehr an Excel und Abhaken.
Sortieren mag ich schon.
Darum habe ich fünf Bereiche gewählt.
Ein bisschen mehr Prosa. Und natürlich ein Haiku zum Schluss.
Körper
Leitgedanke: Heilung als Haltung.
Was ich mir wünsche: weich bleiben, statt stark tun.
Beobachtung: Schmerz ist Information, kein Gegner.
Nach Monaten der Ignoranz zwischen Schmerzmitteln, dem Mantra „Wird schon wieder weggehen“ und Höllentipperei am Bildschirm merke ich, dass zurück in den Körper heißt nicht: trainieren, sondern ihm wieder trauen.
Ich beginne den Morgen wieder mit einem Sonnengruß, aus der Haltung des Kindes heraus, die meinem erwachsenen Rücken ganz schön zieht.
Sanfte Bewegung statt Leistung. Danach zehn Minuten Meditation,
um mich mit der Atmung zu verbinden, bevor der Tag beginnt.
Leichtes Joggen an frischer Luft statt halbherzigem Gestolpere auf dem Laufband.
Eine Kennzahl darf sein: 2025 bin ich bislang 26,34 Kilometer gelaufen, irgendwas mit fünfzig wäre schön, aber bitte ohne Schmerz.
Umsichtiges Krafttraining gehört dazu, aber ohne blinden Ehrgeiz.
Mir genügt es, dranzubleiben, nicht zu kämpfen.
Herz
Leitgedanke: Beziehungen pflegen mit Leichtigkeit.
Was ich mir wünsche: Nähe halten, Gespräche führen, Begegnungen schaffen.
Beobachtung: Präsenz ersetzt Planung.
Treffen mit meiner 96-jährigen Mutter, nicht, um etwas zu besprechen, sondern um da zu sein.
Unterwegs sein mit Freundinnen auf der Schwäbischen Alb und im Oman.
Spontane Spieleabende.
Plätzchenbacken.
Kreativität
Leitgedanke: Sammeln, nicht hetzen.
Was ich mir wünsche: Neues entstehen lassen, ohne es zu zwingen.
Beobachtung: Worte keimen in Pausen – nicht im Projektplan.
Ich habe viele schöne Formate, mehr Ideen, als ich schreiben kann.
Ein wenig Fokus tut gut, um den Ideen Raum und Kraft zu geben.
Da ist eine Liste mit Spörtern, ein Newsletter-Adventskalender,
der Jahresrückblick und meine sonntäglichen Substacks.
Weniger Kür als Plan:
Vierzehn ältere Blogartikel sind in der Überarbeitung.
Meine Worte dürfen atmen.
Mut
Leitgedanke: Sichtbar werden, auch wenn’s bebt.
Was ich mir wünsche: MadeLisa hinausschicken, bevor wieder gezögert wird.
Beobachtung: Mut entsteht, wenn keine Vorbereitung mehr nötig scheint.
MadeLisa liegt auf dem Tisch. Ein Manuskript zwischen Roman, Essay und Selbstgespräch.
Ich habe sie zu lange gehütet, korrigiert, gezögert.
Mut heißt diesmal: senden, bevor Mephisto wieder meckert.
Den Klick setzen, bevor der innere Zensor sich wieder rührt.
An fünf Verlage geht mein Exposé.
Reisen
Leitgedanke: Ankommen ist kein Ziel, sondern ein Rhythmus.
Was ich mir wünsche: Wege gehen, ohne sie festzuhalten.
Beobachtung: Bewegung bleibt, auch wenn Pläne enden.
Im Oktober Radfahren im Schwäbischen, bevor es zu kalt wird.
Im November eine kurze Reise in den Oman: zwölf Tage, nicht als Flucht, sondern als Verlängerung des Horizonts.
Wüste, Meer, der Geruch von Kardamom und Diesel.
Ein wenig Abenteuer, Offroad.
Ein Abschluss eines reisefreudigen Jahres mit fast hundert Tagen unterwegs.
Vielleicht ein frühes Skifahren, vielleicht ein Familienbesuch im Westen. Das entscheidet das Wetter.
Jahr im Auslaufen,
kein Schluss, ein leises Weiter,
das noch trägt, was war.
Was bleibt?
Es geht gar nicht um Zutrauen oder Wunsch, sondern um ein Weiteratmen im Zwischenraum.
Um das, was weder Anfang noch Abschluss braucht, um gültig zu sein.
Dr. Klang:
„WUNTUS klingt immer noch wie Wund + Tonus. Zartes Ziehen ohne Diagnose.“
Mephisto:
„Fünf Verlage? Na gut. Aber wehe, einer antwortet zu freundlich, dann musst du’s wirklich meinen.“

Kompost & Klartext
Rezerette ist mein Garten aus Worten.
Ein Ort für Sprachwucherungen, Seitentriebe, Rückschnitte.
Für alles, was wächst – und was bleibt.
Schön, dass du mitgelesen hast.

