Wir haben das Haus mit 1.300 qm Hanggrundstück im Jahr 2010 gekauft. Das Haus war fast neu, aber im Außenbereich war nichts gemacht. D.h. Matsch statt Rasen, statt Pflasterung eine Schotterzufahrt, statt Rasen eine aufgewühlte Bergwiese … einfach nur Chaos. Den Winter 2010/2011 haben wir für die Gartenplanung genutzt und sind endlich im Herbst 2011 gestartet, weil die Handwerker vorher keine Zeit hatten. Die bauliche Fertigstellung war im Herbst 2012, jetzt wusste ich wie man einen Weinberg baut.
Unser Garten gliedert sich in verschiedene Gartenräume.
- terrassierter Weinberg mit Wein und Obstspalier
- Schwimmteich mit Staudenbeeten
- abfallende Zufahrt mit Beeten und Weitblick nach Norden
- Kletterrosen-Zone
- extensive Zone mit Hangbefestigung und Wildrosenhecke
- extensive Zone mit Bergwiese mit Obstbäumen
Vom Steilhang zum Weinberg – eine Transformation
Der Weinberg
Dies war eine Bergwiese: Größe 65 qm, Höhenunterschied 5 Meter auf 14 Metern Länge, das macht fast 36% Steigung bzw. 19,6°. Durch den Bau des Hauses war von der Wiese nichts mehr übrig, ein trauriger Steinhügel, sonst nichts.
Ich hatte die Idee, Terrassen anzulegen und Wein zu pflanzen, auch wenn das Kleinwalsertal keine Weinbauregion ist. Man sieht an vielen Häusern und Hütten in der Nachbarschaft Weinreben wachsen und gedeihen, aber eher mit Tafeltrauben als mit Weintrauben. Viele haben mich komplett für verrückt gehalten. Aber das schreckte mich nicht, denn ich bin experimentierfreudig und in unseren bisherigen zwei Gärten sind uns auch schon Pflanzungen geglückt, die eigentlich unmöglich schienen.
Weinbau in den Bergen
Im nahen gelegenen Allgäu gibt es zwei Weinberge am Hanusel Hof in Hellengerst stehen ca. 50 Reben am Golfplatz auf 950 m und im Hotel Prinz Luitpold Bad in Bad Hindelang gibt es einen großen Weinberg mit mindestens 100 Rebstöcken.
Wir sind da mit 20 Reben gestartet, und zwar mit einer alten Traube aus dem Wallis, der Heida-Rebe auch Savagnin Blanc genannt, die in der West-Schweiz auf über 1.000 m kultiviert wird: Das ist allerdings die Alpensüdseite und die hat mehr Sonnenstunden und deutlich weniger Niederschlag als wir mit unseren kühlen, feuchten Sommern. Da bei uns im Winter viel Schnee fällt, haben wir kein Spalier gezogen, sondern leiten die Reben am Einzelstock.
Die Reben wurden 2012 eingesetzt, im Laufe der Zeit um die Sorte Solaris ergänzt und jetzt haben wir insgesamt 27 Weinstöcke. In den ersten 8 Jahren der Weinkultivation ist nur ein Rebstock erfroren. Im Winter werden die Stöcke gut eingepackt, aber sonst treffen wir keine besonderen Schutzmaßnahmen.
Es hat 4 Jahre gedauert, bis die Reben zum ersten Mal geblüht und Trauben angesetzt haben.
Die erste Ernte war 2018 mit rund 3 kg und letzten Jahr waren es bereits 9 kg Ertrag. Allerdings sind die Beeren klein, eher säuerlich, da es an Sonne und Vegetationszeit fehlt, die 100° Öchsle sind bei uns nicht zu schaffen.
Ich habe die Beeren von Hand gepresst und den Saft mit Hefe vergoren und siehe da … es wurde ein Traubengetränk mit 6-7% Alkohol daraus. Der 2019er Jahrgang brachte zwar mehr Masse, aber weniger Öchsle und der Wein hat eher einen Mostcharakter. Das macht aber nichts, man kann das Gebräu gut zu Wermut weiter veredeln. Mir macht das Ganze total viel Spaß und es ist jedes Jahr im Herbst ein richtiges Abenteuer.
Der Weinberg mit 3 Terrassen hat eine weitere Funktion in unserem Garten, er erlaubt uns durch die Stufen einen einfachen Zugang. Hier sieht man, wie man mit Muschelkalk einen Weinberg baut. 15 Tonnen Muschelkalkstein haben wir benötigt. Die Böden ausgetauscht und den Boden mit einer Mischung aus Split & Kompost neu aufgebaut.
Entstanden ist eine mediterrane Mikroklima-Zone, in der Kräuter, wie Thymian, Baldrian, Oregano, Salbei, Lavendel und viele Wildstauden wachsen.
Die Steine speichern die Wärme sehr gut und so funktioniert unser Birnenspalier nach einigen Rückschlägen inzwischen auch.
Der steile Berghang macht nun unserem Straßennamen alle Ehre und ist zu einen echten „Sonnenbühl“ geworden und ich hätte nie gedacht, wie aufwendig es ist, wenn man einen Weinberg baut.
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