Draußen führen – Lernen mit der Natur

Symbolbild für Mentoring in der Natur – Rinde, Zweig und Blatt auf Waldboden.

Manchmal beginnt Lernen nicht im Kopf, sondern im Gehen. Zwischen Atemzug und Schritt verschiebt sich etwas: der Blick, der Gedanke, das Tempo. Die Natur antwortet nicht, sie lädt zum Hinschauen ein.

Coaching in der Natur war für mich nie nur eine Methode. Es war ein Übungsraum für Wahrnehmung:
für das Denken mit Wind, Licht, Boden unter den Füßen.

Heute sage ich: Es ist Begleitung, ein Mentoring, in dem die Natur Impulse gibt.

Nicht im Sinne eines Programms, sondern einer Haltung. Denn draußen geschieht Erkenntnis anders.
Seit 2023 arbeite ich mit dem Lernen in und mit der Natur und zeige hier, wo seine Wurzeln liegen.

Du wirst mehr in den Wäldern finden als in den Büchern.
Die Bäume und Steine werden dich Dinge lehren,
die dir kein Lehrmeister sagen kann.

Bernhard von Clairvaux (1090–1153)

Führung und Verantwortung: Was die Natur lehren kann.

Wer führt, steht oft zwischen Kräften. Erwartungen, Entscheidungen, Ungewissheit – alles zieht, manchmal in entgegengesetzte Richtungen.

Draußen wird dieses Spannungsfeld sichtbar. Ein Weg, der bergauf führt. Ein Ast, der im Wind nachgibt, ohne zu brechen.

Führung ist Bewegung im Ungleichgewicht.

Die Natur kennt keine Hierarchien, aber sie kennt Ordnung. Sie arbeitet mit Kreisläufen statt mit Plänen. Sie erinnert daran, dass Verantwortung nicht Kontrolle bedeutet, sondern Beziehung: zu Menschen, zu Prozessen, zur eigenen Haltung.

Im Gehen lässt sich das spüren:
Wie wenig man eigentlich „steuert“.
Wie viel sich fügt, wenn man aufmerksam bleibt.

Manchmal reicht ein Schritt, um Abstand zu gewinnen und das, was groß erschien, wird wieder handhabbar.

In meinem Mentoring für Menschen in Führung entsteht genau dieser Raum.

Ob wir sitzen, gehen oder über ein Thema nachdenken, entscheidend ist nicht die Methode, sondern die Präsenz.

Es geht um Führung, die Raum für Klarheit lässt. Um Klarheit, die sich aus Bewegung ergibt.

Wie das Lernen mit der Natur entstand

Dass Natur auf den Menschen wirkt, ist keine romantische Idee. Es ist gut erforscht und zugleich älter als jede Theorie.
Schon lange, bevor Studien darüber geschrieben wurden, suchten Menschen im Draußen nach Erkenntnis.

Die heutige Forschung nennt dafür verschiedene Linien:

1. Ökopsychologie

In den 1980er-Jahren begann man zu verstehen, wie eng unsere seelische Gesundheit mit der Umwelt verknüpft ist. Forschende wie Theodore Roszak oder Howard Clinebell zeigten: Die Natur spiegelt uns, sie ordnet, sie heilt. Nicht als Ersatz für Therapie – sondern als Resonanzraum für Selbstverständnis.

2. Shinrin Yoku – das Waldbaden

In Japan wurde zur gleichen Zeit untersucht, wie Waldluft, Licht und Stille den Körper beeinflussen. Wer regelmäßig zwischen Bäumen geht, senkt messbar den Stresspegel. Waldbaden ist weniger Technik als Haltung – langsamer werden, sehen, hören, riechen.

3. Erfahrungslernen

Lernen gelingt dann, wenn wir nicht nur denken, sondern handeln.

Ein Gedanke, den schon John Dewey und später die Pädagogik des Erfahrungslernens formulierten. Erkenntnis entsteht im Tun – durch Begreifen im wörtlichen Sinn.

4. Salutogenese

Der israelische Soziologe Aaron Antonovsky fragte nicht: „Was macht krank?“, sondern: „Was hält uns gesund?“

Aus dieser Perspektive wird die Natur zu einer Ressource. Sie stärkt Kohärenz und Widerstandskraft. In der Resilienzforschung gilt sie heute als elementarer Regenerationsort.

All das fließt in mein Mentoring, nicht als Theorieblock, sondern als stilles Wissen im Hintergrund.

Wenn Menschen draußen denken, lernen, führen, wird vieles einfacher, nicht, weil die Natur Lösungen liefert, sondern weil sie Perspektiven öffnet.

Ein Tag in der Praxis – an der frischen Luft

Waldweg im Kleinwalsertal – Mentoring und Lernen in der Natur im Gehen.
Lernen im Gehen – Führung in Bewegung

Ein Mentoringtag draußen beginnt leise. Kein Begrüßungsritual, kein Stuhlkreis – nur ein Weg.

Wir starten im Gehen, nebeneinander. Das Gespräch folgt dem Schritt, nicht einer Agenda.

Bewegung löst Spannung, die Natur öffnet.

Was gesagt werden will, findet Raum, manchmal erst nach ein paar hundert Metern. Wenn sich der Faden zeigt, halten wir kurz inne. Ein Baumstamm wird zur Bank, ein Blick ins Tal zur Pause. Hier entstehen die Sätze, die tragen. Nach einer Weile verlagert sich der Fokus.

Manche Themen brauchen Worte, andere ein Bild, eine kleine Übung – vielleicht Stille.

Dann wieder Bewegung. Alles entsteht im Moment – nicht nach Handbuch.

Nach etwa eineinhalb Stunden kehren wir zurück, sammeln, was sich gezeigt hat, und verdichten es.

Am Nachmittag geht es, je nach Anliegen, weiter:manchmal mit einer Reflexion oder einem konkreten Entwurf, oft einfach mit einem tiefen Atemzug und dem Satz:

Jetzt weiß ich, wie ich weitergehe.

Draußen lernt man anders, nicht, weil die Luft klarer ist, sondern weil die Welt mitlernt.

Fragen, die oft auftauchen

Was ist das Besondere am Lernen mit der Natur?

Draußen verändert sich das Denken. Im Gehen entsteht eine andere Art von Gespräch: langsamer, ehrlicher, unangestrengt. Der Blick weitet sich, das Zuhören vertieft sich. Die Natur schafft einen Rahmen, in dem Gedanken Form annehmen dürfen, ohne gleich bewertet zu werden.

Für wen ist diese Form der Reflexion geeignet?

Für Menschen, die Verantwortung tragen: für andere, für Entscheidungen, für sich selbst.
Für alle, die spüren, dass sie draußen leichter zu sich finden.
Erfahrung mit Coaching oder Mentoring braucht es nicht, nur Neugier und ein Paar Schuhe, die Wege mögen.

Wie läuft so ein Ge(h)Spräch in der Natur ab?

Wir vereinbaren einen Zeitraum von etwa 90 Minuten. Ob wir gehen, sitzen oder beides mischen, ergibt sich aus dem Thema. Es gibt keine vorgegebene Struktur, nur das Ziel, wieder klarer zu sehen.

Manchmal entsteht aus einem Gespräch ein ganzer Prozess, zuw­eilen genügt ein einziger Nachmittag, um die Richtung zu finden.

Über mich

Ich bin Dagmar Wienböker. Seit mehr als drei Jahrzehnten begleite ich Menschen, die führen, entscheiden, zweifeln, gestalten.

Mein Hintergrund liegt in Führung, handfestem General-Management und Kommunikation.

Heute verbinde ich diese Erfahrung mit dem, was mich trägt: das Lernen mit der Natur.
Ich arbeite im Kleinwalsertal mit Menschen, die sich selbst nicht als Projekt, sondern als Prozess verstehen.

Wenn dich das Lernen mit der Natur anspricht, lies hier weiter:

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