Verstehen Pflanzen unsere Sprache ?

Weiße Iris am Wegrand im Staudenbeet, hoch aufragend vor Pflasterweg, Juni 2025

Eine Iris, die nicht wollte. Oder nicht konnte. Eine Gärtnerin, die gräbt, wartet, flucht, versetzt – und doch nicht loslässt. Dieser Text erzählt von Geduld, Trotz, und einem späten Blühen am richtigen Ort.

Dies ist die Geschichte meiner weißen Sumpf-Schwertlilie. Ich hatte gute Erfahrungen mit der kleinen blauen Schwester am Teich gemacht. Diese weiße hier – ein eleganter Farbklecks – kam vor zehn Jahren aus meiner Lieblingsgärtnerei Gaismaier in Illertissen. Keine Werbung, nur echte Zuneigung.

Keine Blüte im Pflanzjahr – klar. Im zweiten Jahr habe ich die Sprosse im Frühjahr versehentlich plattgetreten.

Ob aus Planlosigkeit, Faulheit oder einem Mix: Ich hatte sie zwischen zwei Rebstöcke gesetzt – mitten in den Grünstreifen. Im dritten Jahr habe ich sie beim Ausdünnen einfach abgeschnitten.

Im vierten Jahr: Schnecken. Keine Knospe, kein Auftritt. Nur Frust. Ich versprach einer Freundin, die Iris zu verschenken. Sie hat das grüne Händchen. Ich hatte die Geduld verloren.

Mit diesem Entschluss redete ich mit meiner Iris – oder mit mir:

„Wenn du bei mir einfach nicht am rechten Platz bist, dann buddle ich dich eben aus.“

Im Frühjahr, kaum war der Schnee weg, steckte ich einen Bambusstab zur Markierung. Später entfernte ich vorsichtig das Gras – und siehe da:
Die Iris blühte. Endlich. Groß. Überraschend.

Dann wieder 2 Jahre Iris im Blühstreik. Ich habe sie doch noch einmal umgesetzt – ins weiße Staudenbeet. Dort blühte im diesem Sommer zum ersten Mal, pompös wie ein Topmodel mit 1,85 Meter. Ausgerechnet sie, als wir aus La Réunion zurückkamen. Sie hatte gewartet.

Was bleibt

Zehn Jahre, drei Plätze, viele Rückschläge. Und doch: kein falscher Ort, nur ein noch nicht richtiger.
Geduld ist kein Warten.
Sie ist Pflege im Schatten.
Und manchmal: Umgraben.

Dr. Klang murmelt

Die Iris spricht nicht.
Sie steht.
Und irgendwann: steht sie da.

Mephisto fragt

„Also ehrlich – du versetzt eine Blume fünfmal und wunderst dich, dass sie zickt?“


Vielleicht war ich es selbst, die noch keinen festen Platz hatte?

Dagmar im Profil, entspannt sitzend im Freien – ein nachdenklicher Blick, als würde sie gerade einem Satz beim Wachsen zusehen.

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