Dies ist die Geschichte meines ersten Bonsais. Ich habe auf die harte Tour gelernt, diese Bonsai Kiefer richtig zu pflegen und wirklich zu verstehen.
Ich habe diesen Bonsai 2015 von lieben Freunden zum einem sehr runden Geburtstag geschenkt bekommen. Diese japanische Mädchenkiefer war bereits 38 Jahre alt. Ich habe mich wahnsinning über diesem Baum gefreut.

Und dann habe ich es erstmal gründlich vermasselt – ein Stück für die Sammlung meiner schönen Fehlä.
Die Kiefer kam im tiefen Winter zu mir, gut eingepackt in einem Jutesack und mit Mulch bedeckt. So habe ich sie einfach draußen auf meiner Balkon Südseite hingestellt. Im Fühjahr sah dann noch alles normal aus und ich habe sie dekorativ auf einer meine Steinmauern drapiert und so gegossen, ich wie meinte.
Die Überwinterung 2015/2016 war noch draußen.
2016
Im Sommer 2016 – Anschluss an eine automatische Bonsaibewässerung. Diese Automatikbewässerung von Blumat funktioniert sonst echt prima. Aber bei meiner Kiefer hat das System versagt, ob das nun an mir und einer unsachgemäßen Handhabung lag oder an der verflixten Technik – nobody knows!!
Zwischenzeitlich kam noch ein weiterer Bonsai hinzu, ein Bergahorn …

Das ist ein echter Bonsai für Anfänger, der verzeiht alles – dagegen ist die Mädchenkiefer eine echte Zicke!

2017
Im Frühjahr erhielt ich die Diagnose von der Gärtnerei, bei dem der Baum gekauft wurde: irreversibler Trockenschaden. Ich erntete böse Blicke, Verachtung darüber, dass jemand nicht in der Lage ist, eine Bonsai Kiefer richtig zu pflegen, obwohl es doch ein so tolle Anleitung gab. Ich ging frustriert aus dem Laden.
Aber nicht nur die aus meiner Sicht so wunderbar zeitsparende Bewässerung, sondern auch die falsche Standortwahl haben sich als graviernder Fehler entpuppt. Wahrscheinlich war der Winterstandort zu trocken und der Sommerstandort zu sonnig.
Den Rat des Bonsaihändlers den Baum wegzuwerfen und mir eine neue Kiefer zu kaufen, fand ich unverschämt und herzlos. Ich kann doch nicht einen so alten Baum (inzwischen ist die Dame 40) in die Tonne tun.
Also ging ich ohne rechten Plan, aber mit Zähigkeit in die nächste Sommersaison. Ich gebe nicht so einfach auf. Meine Kieferndiva hat nun einen neuen halb-schattigen Platz auf dem Süd-Ost-Balkon und hat nur am Morgen volle Sonne. Ich benutze einen speziellen Blattbalsam, der aufgesprüht wird und viele Tauchbäder. Und versuche einfach immer aufmerksam und mit Liebe hinschauen.

Das Bild erinnert mich an einen kranken Menschen mit Haarausfall … ich schäme mich schon ziemlich, aber da muss ich jetzt durch.
Es sind noch winzige Knospen da und die Natur schafft Wunder – davon bin ich überzeugt. Auch ich werden lernen, eine Bonsai-Mädchenkiefer richtig zu pflegen.
2018
Zweite Schritte vor, ein Schritt zurück. Die Diva hat ein neues Winterquartier in unserem unbeheizten Gartenkeller direkt am Fenster bezogen. Sie blüht, wahrscheinlich Panikblüte vor dem Untergang, das machen Bäume, bevor sie absterben, um ihre Art zu erhalten.

Neue Knospen sind da, aber die Vorjahresnadeln sind gelb und werden von mir abgezupft. Im Laufe des Sommers sehe ich irgendwann auch an den frischen Austrieben kleine gelbe Flecken.
2019
Der Baum lebt weiter, aber nach wie vor im Wechsel zwischen Austrieb und gelben abfallenden Nadeln: der Baum bekommt keine Substanz hinzu. Er ist inzwischen auch ziemlich aus der Form geraten, einzelne Äste sind abgestorben. Von perfekter Ästhetik keine Spur und ich traue mich auch nicht den Baum zu drahten, habe Angst, dass das meine Diva zu sehr stressen könnte.
2020
Umgetopft – neue größere Schale. Meine Idee ist, dass die größere Schale auch etwas mehr Wasser speichern kann. Denn das Problem ist wirklich, ein sonniges Wochenende, an dem man nicht zu Hause ist und der Baum ist knüppeltrocken. Das ist fast wie mit einem Haustier, das täglich gefüttert werden will.

Wie pflegeleicht ist dagegen der Ahorn. Im Rahmen der Umtopfaktion traue ich mich auch die Wurzeln zu beschneiden, um neues Wachstum anzuregen. Die Kiefer hat es überlebt. Vielleicht hat auch Corona geholfen, wir waren viel im HomeOffice und kaum im Urlaub.
2021
Irgendwie ist nun ein labiles Gleichgewicht erreicht.

Ich lasse das mit den Tauchbädern und sorge dafür, dass der Baum zusätzlich zum täglichen Gießen regelmäßig von oben geduscht wird und den Blattbalsam gibt es die ganze Saison hindurch. Inzwischen habe ich gelernt, die Bonsai Kiefer richtig zu pflegen. Trotzdem bleibt mir die herbstliche Zupfaktion nicht erspart.
2022
Endlich Licht am Ende des Tunnels – das ist die 1-Milllionen Euro Frage! Alles ist eigentlich wie immer. Geblüht hat meine Diva. Frische Triebe gebildet und die aus dem Vorjahr sind noch dran und kaum gelb. Jetzt im August ist der ganze Baum immer noch grün. Ich glaube, ich traue mich jetzt an das Drahten, damit das Gewirr in der Krone wieder eine Struktur bekommt.

Hakket meint
Mädchenkiefern brauchen so viel Licht und Sonne wie möglich. Eher weniger Wasser. Antrocknen lassen. Im Winter ebenfalls so hell wie es geht. Nicht zu starkem Frost aussetzen. Substrat sehr durchlässig. Die Videos von Anja Frohmann auf yt schauen. Sie ist Spezialistin.
rezerette meint
Vielen Dank ! Ich probiere es mit weniger Wasser … Winter Standort ist sehr hell und Substrat gut durchlässig. Leider finde ich nichts auf YT zum Thema Bonsai mit dem Namen Anja Frohmann … hat der Kanal vielleicht einen anderen Namen ?? Gruß Dagmar