Sekt in Himbeerrot

Mein zweiter Versuch mit Schaumweinen. Mein erster war Sekt von Holunderblüten, diesmal werden es rote Tafeltrauben. Sekt in Himbeerrot. Das ist die Idee. Aus 3,9 kg Tafeltrauben, verarbeitet ohne Schwefel, mit klassischer Flaschengärung in der Bügelflasche. Kein Schönungsmittel, keine Filterung. Nur Hefe, Zucker und Geduld.
Herkunft: Garten-Südseite.
Gärung: Badezimmer.
Trinkbar ab Weihnachten, wenn alles gut geht.
Ende Oktober
3,9 Kilo Tafeltrauben.
Was vom Herbst bleibt. Vom Garten. Von Gesprächen am Rebstock.
Sie wandern ins Sieb, in den Eimer, in die Gärung. Werden gewaschen, gequetscht und ja: gezuckert.
300 Gramm, weil der Juli zu verregnet war. Die Süße hat sich versteckt. Ein bisschen mehr darf sein, wenn die Berge nass bleiben.
Die Maische beginnt zu gären, kraftvoll und entschieden, nicht still. Es blubbert durch die Badezimmertür. Einmal nachts bin ich davon wach geworden.
Täglich unterrühren, riechen, bewundern.
Kein Schwefel. Nur Hefe, Wärme, Geduld. Dann der Moment: Das Gärrohr schweigt. Der Trester liegt still.
Das Refraktometer zeigt 5 Grad Oechsle. Der Zucker wurde verwandelt.
Jetzt oder nie
Der Jungwein wird abgezogen. Die Maische darf auf den Kompost.
Ganz vorsichtig rinnt er langsam in die nächste Flasche, bin ängstlich, damit kein Trub, keine Hefe mitkommt.
Nur ein Liter in himbeerrot bleibt, leicht trüb, klar im Duft. 11% Alkohol. Kein Fehlton. Schmeckt wirklich nach Wein.
Er darf wieder in die Flasche mit 40 Gramm Zucker und einem Hauch von Hefe.
Flaschengärung in der Bügelflasche.
Der Druck wird langsam wachsen. Der Schaum hoffentlich auch.
Ab Weihnachten dann: hoffentlich Blubb im Glas.
Kalt servieren. Nicht rütteln. Nicht predigen, Nur genießen.
Daneben ein kleines Glas Essig aus den Weißweintrauben und eines mit den Resten vom himbeerroten Jungwein.
Noch trübe, aber das wird schon. Mit Stoff abgedeckt. Es riecht schon richtig säuerlich und frisch.

Und Mephisto murmelt:
Zucker – in seiner schönsten Form
Und der Kompost? Leicht beschwipst
Prozessdoku fürs Archiv und zum Nachmachen
Traubenmenge 3,9 kg Tafeltrauben, gewaschen, handgequetscht, 52 °Oe,
Zuckerzusatz 300 g (90 °Oe)
Hefezusatz 5 g Lalvin, 1,5 g Hefenährsalz
Maischezeit 5 Tage, täglich gerührt
Abzug 1,7 l Jungwein, himbeerrot, leicht trüb, Trester auf den Kompost – Standzeit 3 Tage
Filtration und 2. Gärung Es bleibt noch ein Liter mit 40 g Zucker + 0,3 g Hefe in Bügelflasche
Drucktest 10.11. / 14.11. / 26.11.
Genussfenster ab 24.12. – gut gekühlt.

Ich bin Dagmar – Rezepterfinderin und Autorin mit einer Vorliebe für ehrliches Essen und gute Geschichten.
Auf Rezerette sammle ich seit 2017 Geschmackserinnerungen, Alltagsküche und Ideen zum Nachkochen.
Alles hier ist frei zugänglich – aus dem echten Leben, nicht aus dem Lehrbuch.
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