Es ist interessant, darüber nachzudenken, warum ich Gartenarbeit liebe. Oft schimpfe ich über die viele Arbeit, die noch zu erledigen ist, und dass ich nie fertig werde. Ich fühle mich wie Sisyphus, der ewig den Stein den Berg hinaufrollt.Es gibt viele Gründe, warum ich Gartenarbeit liebe.
Hier meine Top 3:
Rosen sind auf jeden Fall ein Grund, Gartenarbeit zu lieben.
1) Selbstwirksamkeit
Ich spüre mich selbst und sehe Ergebnisse. Ich bin im Einklang mit mir, nicht abgelenkt, im Hier und Jetzt verankert. Manchmal spüre ich nach getaner Arbeit – ganz prosaisch – meinen Rücken.
Es gibt für mich drei verschiedene Gattungen von Gartenarbeit.
Projekte
Das sind Neuanlagen, Umgestaltungen oder einfach ein Staudenbeet anlegen.
Das sind Neuanlagen, Umgestaltungen oder einfach ein Staudenbeet anlegen. Das obere Bild zeigt mein größtes Gartenprojekt. Dieses habe ich mit Profiunterstützung gestemmt. Zwischen den Bildern liegen 10 Jahre. Unser Schwimmteich ist voll-biologisch mit einem Skimmer, ohne Filter und UV-Lampe, nur mit einer Pflanzenklärzone konzipiert. Das war eine Wahnsinnsidee meines Mannes, den Teich so tief zu machen, dass er aus 3 m Höhe vom Balkon aus sicher hineinspringen kann. Deshalb wurde dieser Teich eine echte Tiefbaustelle und wuchs sich zu einem wahren Gartenabenteuer aus. Ganz schön nachgedunkelt und ein Paradies für Kröten und Molche.
SICH VERLIEREN
Ich gehe mal eben für eine halbe Stunde in den Garten, ein paar Rosen schneiden oder etwas Unkraut zupfen und lasse mich treiben, von dem, was ich gerne tue und nicht von dem, was ich tun sollte. Nach Stunden ruft mich mein Mann und ich war weg, wie ein Kind beim Spielen. Dabei habe ich nicht systematisch gewerkelt, war aber zwei Stunden in Frieden.
Routinen
Wenn das Sich-Verlieren die Kür ist, dann sind Routinen die Pflicht, denn ohne sie geht gar nichts. Der Garten bringt sich nicht von allein aus dem Winterschlaf in die Frühjahrsschönheit. Winterschutz muss abgebaut, Stauden geschnitten, Beete gelüftet, Winterbruch beseitigt werden. Mein Garten braucht Unterstützung und liebevolle Kontrolle, wie Beikräuter aus den Fugen kratzen, den Kompost umsetzen, die ausufernde Rosenhecke in Zaum halten und den Teich säubern. Die Kübelpflanzen wollen nach dem Winterschlaf im Mai unbedingt aus der Garage auf die Terrasse an die frische Luft. Und erst nach den Eisheiligen dürfen meine Tomaten ins Freie. Im Sommer muss gegossen, gemäht, Ungeziefer möglichst biologisch reguliert werden. Im Herbst wird fleißig geerntet, geschnitten und der Winterschutz wieder aufgebaut. So geht es Jahr aus Jahr ein. Der Garten entwickelt immer mehr Kraft und wo ich schlampig war, holt sich die Natur gnadenlos ihr Terrain zurück.
Gärtnern ist ein Stück Kampf mit der Natur, der Versuch der Zähmung, alles andere wäre gelogen.
2) Ehrliche Arbeit
Die echte körperliche Arbeit ist anstrengend und ein wirklicher Ausgleich für die vielen Stunden am Schreibtisch oder im Auto. Totales Abtauchen – hier auf dem Bild ganz wörtlich gemeint. Im Frühjahr geht die Teichreinigung nur mit meinem 7 mm Neopren-Taucheranzug.
Ich liebe Dreck! Dieses Zitat gefällt mir besonders gut, denn ich finde, man sollte nicht nur nach Dreck riechen, sondern auch die Erde „kosten“ und die Hände tief darin vergraben. Das ist der Grund, warum Gartenhandschuhe manchmal wirklich „uncool“ sind. Natürlich sind Handschuhe sinnvoll – Stichwort: Rosenschnitt. Jedoch ist es für mich wichtig, die Erde zu fühlen, auch wenn ich danach schrecklich schwarze Fingernägel habe, sozusagen „French Manicure au Jardin“ – ein Zeichen ehrlicher Gartenarbeit.
3) Kreativität
Gartengestaltung ist wie ein Bild malen. Man muss gut planen und viel Vorstellungskraft entwickeln, die Perspektiven wechseln, damit das Werk am Ende im wahrsten Sinne des Wortes richtig „aufgeht“. Kreativität ist nicht nur bei der Gestaltung gefragt, sondern auch bei dem Verarbeiten meiner Gartenschätze. Gerade geht die Frühlingssaison wieder los: Der Löwenzahn, von vielen Gärtnern als Feind betrachtet, sprießt überall. Man kann aus den Blüten ganz einfach einen tollen Sirup herstellen, der angenehm süß ist und einen leicht bitter-würzigen Kick hat.
Nun aber genug mit der Gartentheorie und dem Nachdenken über Gartenarbeit. Die Sonne scheint an diesem Wochenende so richtig kräftig, mein Garten sehnt sich nach Zuwendung und wird mich reich mit Farbe, Freude und Genüssen belohnen … das ist auch ein Grund, warum ich Gartenarbeit liebe!
Und deine liebsten Gartenarbeiten? Schreibe mir gerne dazu etwas in den Kommentaren.
Elke meint
Liebe Dagmar,
toller Artikel! Beim Lesen bin ich Großstadtmensch richtig neidisch geworden. Mein Stadtgarten hat 1 x 2 Meter :-(.
Herzliche Grüße ins wunderschöne Kleinwalsertal!
Elke von Kekse & Koffer
rezerette meint
Hallo Elke, auch ein Stadtgarten ist ein Garten. Aber ja – ich bin schon froh hier in den Berge zu leben.
Danke für den netten Kommentar! War gerade auf deinem Blog … ja die Willersalpe ist wirklich urig! Hier im Walsertal ist mein Favorit die Kuhgehren Alpe ….
ab 19.5. kannst du wieder kommen mit Koffer&Keksen.
Liebe Grüße Dagmar